Praktische und geistliche Unterstützung für hunderte Flüchtlinge
Obwohl viele Ukrainer ihr Zuhause nur sehr widerwillig verlassen, hat der Krieg für eine unvergleichliche Flüchtlingswelle gesorgt, von der jedoch nur ein Teil über die Landesgrenzen hinaus geschwappt ist. Der grössere Anteil von etwa 7-8 Millionen Menschen blieb als Binnenflüchtlinge in der Ukraine und verteilte sich über den gesamten Westen des Landes. Dabei sind besonders die grösseren Städte zu Ballungszentren geworden, zu denen u.a. auch Lemberg und Chmelnitzki gehören.
Probleme der Binnenflüchtlinge
Mit ihrer Flucht haben die Menschen zwar das Risiko minimiert, Raketenbeschuss und anderen Gefahren ausgesetzt zu sein, sind aber gleichzeitig mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert.
Das grösste Problem dabei stellt das fehlende Einkommen dar:
Durch den Krieg wurde ein Grossteil der Arbeitsplätze vernichtet, sodass viele Menschen kein Geld mehr verdienen können. Da besonders der ärmere Teil der Bevölkerung nie die Möglichkeit hatte, sich etwas anzusparen, bedeutet das für viele Flüchtlinge, dass sie ohne Einkommen nicht einmal die grundlegendsten Dinge wie Essen, Kleidung oder Hygieneartikel kaufen können. Als ich in Lemberg eine geflüchtete Frau fragte, wie sie unter solchen Bedingungen überhaupt überleben könne, antwortete sie mir:
„Ohne Organisationen wie euch wäre
ein Überleben nicht möglich.“
In diesem Moment begriff ich, wie sehr besonders die Binnenflüchtlinge in der Ukraine momentan auf Unterstützung von aussen angewiesen sind.
Daher sind wir sehr froh, dass wir in Lemberg und Chmelnitzki zwei „humanitäre Zentren“ eröffnen konnten, durch die wir zumindest einem Teil der vielen Geflüchteten in ihrer schweren Lage zur Seite stehen können.
Neue Humanitäre Zentren
In Lemberg waren durch unsere langjährige Arbeit bereits viele Strukturen vorhanden, welche wir mit einer grossen Lagerhalle sowie einer Ladenfläche in einem alten Kaufhaus noch erweitern konnten. Während die Lagerhalle von uns regelmässig mit Hilfsgüter-LKW aus Deutschland und Polen beliefert wird, fungiert die Ladenfläche als humanitäres Zentrum. In Chmelnitzki wurde dafür ein ehemaliges Tanzstudio gemietet und umfunktioniert.
In diesen Zentren können Geflüchtete regelmässig Essenspakete mit Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Reis, Nudeln, Öl, Zucker usw. beziehen, um mit dem Allernötigsten abgedeckt zu sein. Ausserdem bekommen sie Kleidung und Schuhe, was mit der Zeit für viele immer relevanter wird. Denn zum einen konnten die meisten bei ihrer Flucht nicht mehr als einen kleinen Koffer mit persönlichen Gegenständen retten und zum anderen wird durch die höheren Temperaturen im Sommer auch ganz andere Kleidung benötigt als im Februar.
Geistliche und materielle Hilfe
Wie dringend diese Hilfe ist, merkt man immer wieder an den Reaktionen der Menschen. Eine Frau begann laut zu weinen, als unsere Mitarbeiter ihr ein Lebensmittelpaket überreichten, in dem sich u.a. eine Fleischkonserve befand.
Neben ihrer grossen Dankbarkeit für die erhaltenen Lebensmittel war sie auch glücklich darüber, mal mit jemandem sprechen und ihr Herz ausschütten zu können.
Der Redebedarf der Besucher ist sehr hoch,
sodass jeden Tag mehrere Seelsorger vor Ort
zur Verfügung stehen.
Ausserdem wurde in Lemberg ein zusätzlicher Frauenkreis gegründet, da manche Frauen das Zentrum gar nicht mehr verlassen wollten. Dieser Kreis trifft sich einmal in der Woche zum gemeinsamen Kochen, Essen und Austauschen und wird, genauso wie die Seelsorgeangebote, gerne und oft in Anspruch genommen.
Diese Gespräche und Treffen geben uns natürlich wiederum die Möglichkeit, den Menschen von Gott zu erzählen und Hoffnung weiterzugeben. Die meisten Bedürftigen sind einem gemeinsamen Gebet gegenüber aufgeschlossen und decken sich mit christlicher Literatur ein, die zum Mitnehmen ausgelegt wird.
Ein gelähmter junger Mann meinte nach einem längeren Glaubensgespräch, dass er sich nun nicht mehr so alleine fühlen würde.
Eine neue Basis für weitere gute Projekte
Ausgehend von unseren Hilfszentren werden auch anderenorts Veranstaltungen und Aktionen für Flüchtlinge initiiert. In Lemberg z.B. geht ein Team in die Schulen und Sporthallen, in denen viele Flüchtlinge untergebracht sind, um dort regelmässig Zeit mit den Kindern zu verbringen. Diese sind oft gelangweilt oder deprimiert und freuen sich über die aufmunternden Aktivitäten und den Beistand, den sie erhalten. Auch die Eltern sind sehr dankbar dafür, dass ihre Kinder nicht vergessen werden und sich jemand mit ihnen beschäftigt.
In Zukunft möchten wir noch mehr solcher Angebote für Flüchtlinge schaffen, die über die praktische Hilfe hinausgehen. In Chmelnitzki suchen wir dafür noch nach einer örtlichen Gemeinde, mit der wir zusammenarbeiten können. In Lemberg haben wir dagegen bereits die Unterstützung der Gemeinde, die unsere Missionare Lena und Grigori Riasni vor einigen Jahren gegründet haben. Dadurch ist bereits ein geistlicher Anlaufpunkt vorhanden, zu dem man die Besucher des Zentrums einladen kann.
Die beiden Hilfszentren werden im Übrigen auch als Umschlagplatz genutzt, um Lebensmittel und Kleidungsspenden mit Kleinbussen in den östlichen Teil der Ukraine zu bringen, wo trotz der Gefahren immer noch viele Einheimische ausharren und ganz besonders auf Hilfe angewiesen sind.
Somit können wir nicht nur den Flüchtlingen in der Westukraine eine Stütze sein, sondern auch der verbleibenden Bevölkerung im Osten des Landes, wo wir trotz des anhaltenden Krieges auch weiterhin darum bemüht sind, z.B. das dort laufende Kinderpatenschaftsprojekt oder die derzeit noch aktiven Suppenküchen am Leben zu erhalten.
Wir sind Gott sehr dankbar, dass trotz der Umstände noch so eine umfassende Arbeit in der Ukraine durchgeführt werden kann.
Bitte betet für all die Mitarbeiter und freiwilligen Helfer. Denn sie brauchen viel Bewahrung, Kraft und Weisheit, um der immer grösser werdenden Menge an Hilfesuchenden gerecht zu werden.
Vielen Dank für Euer Gebet und alle bisherige finanzielle Unterstützung und natürlich materielle Spenden, die gute Verwendung finden und auch weiterhin dringend gebraucht werden, damit wir noch möglichst vielen Menschen helfen können. Danke für alle erwiesene Treue und Hilfsbereitschaft.
Gott segne Euch!