Zur Feier des Sonntags gibt es heute um 6:30 Uhr Frühstück und wir fahren mit 280 Päckchen in Richtung Süden. Unser Ziel ist Cahul, die größte Stadt von Südmoldawien. Wir besuchen einen Gottesdienst und feiern mit den Menschen den Sonntag.
Trotz guter Organisation wurde es knapp bei den Päckchen. Zum Schluss hat es dann doch gereicht, da wir noch einige in Reserve hatten.
Nach einem kurzen Mittagessen konnte eine Gruppe von 7 Teilnehmenden zusammen mit Sergeij und dem Pastor aus der Stadt das örtliche Gefängnis besuchen.
Sergeij betreut landesweit die Gefängnisse und hat gute Kontakte zu Behörden – und so dürfen wir hier rein.
Es ist ein Untersuchungs- und ein Langzeitgefängnis, aktuell sind 14 Frauen hier.
Einmal monatlich dürfen sie kurz besucht werden. Wir können mit den Frauen reden, ihnen Fragen stellen und auch Ihre Zellen anschauen. Einige fangen an zu weinen, andere freuen sich sehr über unseren Besuch, zeigen uns gerne Ihre Zimmer und beginnen mit uns ein Gespräch.
Einige von uns werden in Englisch angesprochen und ausgefragt, andere in Russisch. Eine Frau berichtet, dass sie erst in siebeneinhalb Jahren das Gefängnis verlassen dürfe. Sie hat einen 13-jährigen Sohn, der mit dem Vater in England lebt. Weitere Verwandte habe sie zumindest im Land nicht und auch besucht werde sie eigentlich nie. Ich stelle mir gerade vor, wie sich das anfühlen muss…. hmmm – irgendwie unvorstellbar. So ist es keine Überraschung, dass sie sich sehr über unseren Besuch freut und sich extra schön gemacht hat. Auch wenn Ihr Zimmer sehr sauber und irgendwie fast „heimelig“ wirkt, ist die Vorstellung, hier noch einige Jahre verbringen zu müssen, doch nicht gerade einfach. Es ist ein kleines 2er Zimmer, welches Sie im Moment für sich alleine hat.
Eine andere Frau hat heute Geburtstag und wir singen Ihr im Gang spontan „Happy Birthday“. Alle Frauen durften aus Ihren Zellen raus und in den Gang kommen. Der Pastor betet zum Abschluss, wir gehen in den Hof und können dort noch mit Wärtern und der Gefängnisleitung reden.
Kleine Anmerkung:
Wir waren deshalb willkommen, weil wir die Frauen beschenkt haben. Alle Angestellten bekamen ebenfalls ein kleines Geschenk. Es war ein guter und ermutigender Tag, auch wenn die Vorstellung schon bedrückend ist, im Gefängnis leben zu müssen.