Wir leben in einer Enklave, die zum Teil gesellschaftlich und wirtschaftlich von den Nachbarländern isoliert ist. Unsere Gemeinde befindet sich in Tiraspol. Das ist die Hauptstadt von Transnistrien, einer selbsternannten Republik zwischen Moldawien und der Ukraine.
Viele junge Menschen und Familien verlassen die Region, weil es kaum Arbeit gibt. Der Großteil der Bevölkerung besteht nur noch aus alten und einsamen Menschen. Das prägt auch unser Gemeindeleben. Ältere Menschen, kranke Menschen, Witwen… Sie leben weit unter der Armutsgrenze und haben eine schlechte medizinische Versorgung.
Lebensmittel für arme Familien
Durch die Gemeinde versuchen wir, den Menschen in unserem Umfeld auf alle möglichen Weisen zu helfen. Dank einiger Spenden konnten wir in den letzten Monaten einige Treffen organisieren. Wir haben miteinander gesungen, das Wort Gottes gelesen, Fragen beantwortet und dabei Lebensmittelpakete verteilt. Sie waren uns sehr dankbar, da sie sie oft keinen haben, der ihnen zuhört oder ihnen hilft.
Auch außerhalb unserer Gemeinde versuchen wir, die Menschen zu unterstützen. Es gibt sehr viele arme Familien in der Stadt, die mit ihrem kleinen Einkommen nur gerade so überleben können. Jeder aus der Gemeinde hat Kontakt zu solchen Familien.
Mithilfe einiger Spenden konnten wir Kartoffeln kaufen und diese Familien besuchen. Wir machten ihnen deutlich, dass wir sie wertschätzen und dass diese Geschenke ein Ausdruck von Gottes Liebe zu ihnen ist. Viele waren sehr überrascht, dass sie etwas bekommen, ohne eine Gegenleistung bieten zu müssen. Wir hoffen, dass sie dadurch Gottes Liebe verstehen und sich auf die Reise zu ihm begeben werden. Wir haben sie jedenfalls zu uns in die Gemeinde eingeladen und hoffen, dass der eine oder andere kommen wird.
Besuch der umliegenden Dörfer
Immer wieder werden wir in kleine Gemeinden in den umliegenden Dörfern eingeladen. Wir gestalten Gottesdienste mit und besuchen Menschen zuhause. Oft werden wir mit wirtschaftlicher Not konfrontiert – dann versuchen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen. Dies ist leider nicht immer möglich. Auch werden wir eingeladen, wenn jemand in der Familie krank ist. Sie suchen ein Gespräch und Trost. Am Ende beten wir miteinander.
Wir sind sehr dankbar, dass Menschen uns ansprechen. Es kommt auch vor, dass wir gerufen werden, weil Familienangehörige einer Drogen- oder Alkoholsucht ausgeliefert sind. So konnten wir in den letzten Monaten einige Personen in christliche Reha-Zentren vermitteln. Wir sind Gott dankbar, dass Menschen eine Veränderung erleben.
Gemeinde feiert 110 Jahre
In diesem Jahr feiern wir unser 110. Jubiläum, denn vor 110 Jahren wurde die Gemeinde zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Die Geschichte der Gemeinde war nicht immer gut: Es gab Kriege, Christenverfolgung und Versammlungsverbote. Dennoch schreibt Gott seine Geschichte mit der Gemeinde in Tiraspol. Im Laufe dieser Jahre war Gott mit der Gemeinde und hat sie zum Segen für viele Menschen gemacht.
Einige Renovierungsarbeiten der Räume im Keller für die Jugendarbeit sollen bis zum Fest fertig sein. Wir hoffen, dass es trotz der Pandemie möglich sein wird, dass einige Freunde und Bekannte aus dem Ausland kommen können. Wir wollen Gott für seine Treue danken, aber ihn auch bitten, dass er uns zum Segen macht.
Leonid Schewets