Die Weihnachtspäckchen-Aktion in Moldawien war für mich schon fast so fest im Kalender, wie Weihnachten selber. Doch dann kam die Corona Krise und alles war anders…
Im Laufe des Jahres 2020 merkte ich, dass unsere Massnahmen und Probleme hier in der Schweiz und in Deutschland im Vergleich sehr klein sind zu dem, was die Menschen und meine Freunde in Moldawien durchmachen müssen: Keine Sicherheiten wie wir sie kennen, keine soziale Abfederung, keine staatlichen Zusagen, kein gutes Gesundheitswesen usw.. Dazu kam für viele Menschen noch wetterbedingt eine sehr schlechte Ernte, die Angst vor der Vereinsamung und dadurch echte Hoffnungslosigkeit.
Trotz Quarantäne-Pflicht für Schweizer durfte ich in Moldawien einreisen und mich frei im Land bewegen. Bereits bei der Ankunft stellte ich fest, dass auch Moldawien sehr strikte Corona Massnahmen hat, die zumindest in den grösseren Orten auch konsequent umgesetzt werden.
Wegen dem Versammlungsverbot war es nicht möglich, Veranstaltungen mit hunderten von Kindern zu machen wie in anderen Jahren. Deshalb musste man neue Wege finden: So entstand das Projekt 1 + 1, welches von unseren Mitarbeitern und deren Gemeinden organisiert wurde. Dabei bekamen alle mitmachenden Familien zwei Weihnachtsgeschenke: Eines für sie selber und eines für eine arme Familie in ihrer Nachbarschaft. Eine sehr wertvolle Aktion, bei welcher gute, ermutigende Gespräche stattgefunden haben und auch neue Kontakte zustande kamen.
Eine andere Variante war entsprechend einer alten Tradition, dem Weihnachtssingen von Haus zu Haus. Dabei gingen kleinere Gruppen vor die Häuser, sangen Lieder, kamen mit Menschen ins Gespräch über den Sinn von Weihnachten, das Leben und über Gott. Daher schenkten wir den Kindern Weihnachtspäckchen. Ich war bei vielen Hausbesuchen dabei und war immer wieder tief gerührt und oft auch fassungslos in welcher Armut die Menschen teilweise leben müssen. Auf der anderen Seite staunte ich darüber, wie sie ein solches Leben meistern. Was mich nachdenklich machte, war zu sehen, wie die Not dort ganz anders ist: Je ärmer die Menschen, umso kleiner die Angst vor Corona. Dies nicht etwa aus Unwissenheit oder Fahrlässigkeit, sondern weil die anderen Nöte überwiegen: Was esse ich Morgen? Wie und mit was heize ich morgen mein einziges kleines Zimmerchen? Wie soll ich ohne Winterschuhe Holz suchen oder einkaufen gehen?
Beeindruckend war auch die Freude über unsere Päckchen und die Hilfsgüter (Lebensmittel und Kleider), welche wir brachten. Ich merkte in diesem Jahr ganz besonders, wie diese Krise die Ärmsten noch viel ärmer und auch noch einsamer macht. Auf der anderen Seite waren und sind die Menschen unendlich dankbar über jede Hilfe und freuten sich ganz besonders an den Weihnachtspäckchen. Ich durfte stellvertretend ganz viele Danksagungen entgegennehmen, welchen ich Euch an dieser Stelle gerne weitergebe. Herzlichen Dank für jedes Päckchen, welches wir verteilen durften. Gott segne euch dafür!
Was bleibt und wie geht es weiter? Der Winter ist noch nicht zu Ende und somit ist auch noch keine Linderung der Not in Sicht. Das moldawische Team und unsere Mitarbeitenden im ganzen Land versuchen weiter zu helfen.
Spenden für Winterhilfe bzw. Essenspakte für Patenkinder sind weiterhin sehr willkommen.
Herzlichen Dank.
Bruno Frey