Ein Rückblick
Die Weihnachtspäckchen in die Ukraine zu transportieren war in diesem Jahr eine große Herausforderung.
Viele Speditionen wollten wegen des LKW-Streiks an der ukrainischen Grenze keine Fahrten dorthin übernehmen. Verständlich, denn die Fahrer hatten wochenlange Wartezeiten an der Grenze zu befürchten.
Doch wie sollten 7000 Weihnachtspäckchen sonst zu den Kindern in die Ukraine gelangen? Wir beteten und es ergab sich die Möglichkeit, dass Mitarbeiter und Helfer aus der Ukraine mit Kleintransportern kamen, um die Weihnachtspäckchen abzuholen und doch noch an ihr Ziel zu bringen.
Dreitägiger Einsatz in Lemberg
Unser fünfköpfiges Team machte sich Anfang Januar auf den Weg in die Ukraine, um dabei zu helfen, den bereits sehnsüchtig wartenden Kindern die schönen Geschenke zu überreichen.
Die ersten Tage verbrachten wir in Lemberg.
Bei den Veranstaltungen hörten wir, dass es für die Kinder seit einiger Zeit das erste Mal war, dass sie die Schutzräume verlassen konnten, da es zum Jahreswechsel viele Raketenangriffe gegeben hatte.
Es war wunderbar, dass wir die Möglichkeit hatten, diese Kinder mit Päckchen zu beschenken und ihnen von der wahren Weihnachtsfreude zu berichten, die uns der Herr in seinem Sohn Jesus Christus gemacht hat.
Gefährlicher Aufenthalt in Chmelnitzki
Danach ging es weiter nach Chmelnitzki. An einem Morgen wurden wir wieder einmal durch die Sirenen geweckt.
Die ukrainische Bevölkerung nennt dieses Signal etwas ironisch: „Die Melodie der Ukraine“. Schon nach einer halben Stunde fielen die ersten Bomben. Wir spürten die Erschütterungen, die von den Einschlägen verursacht wurden und uns wurde bewusst, dass der Krieg nun hautnah gekommen war. Eine beängstigende Situation, die für die Menschen dort trauriger Alltag ist.
In solchen Tagen Weihnachten zu feiern wirkt womöglich etwas befremdend, aber für die Kinder und Erwachsenen, die zu den Veranstaltungen kamen, war es vielmehr eine Ermutigung und eine frohmachende Auszeit in ihrem schweren Alltag.
Uns wurde wieder bewusst, wie sehr die Menschen in diesen Tagen Jesus brauchen und dass nur Er (Joh. 14,27) unser Friede sein kann.
Weihnachtsbotschaft für Kriegsflüchtlinge
Luzk ist eine Stadt nahe der Grenze zu Weißrussland und Polen. Dort leben sehr viele Binnenflüchtlinge aus allen Teilen der Ukraine.
Bei unserer Weihnachtsveranstaltung war der Raum drückend voll.
Dreihundert Kinder waren mit ihren Angehörigen gekommen, um mit uns Weihnachten zu feiern und Geschenke zu erhalten. Unter ihnen gab es viele, deren Papa im Krieg gefallen war.
Der anwesende Bezirkspastor zeigte uns eine Liste mit Kindern aus der Region, die durch den Krieg Schlimmes erlebt hatten und ohne ihren Papa aufwachsen müssen.
Wir stellten auch für diese Kinder Weihnachtspäckchen zur Verfügung.
Durch den Einsatz wurde erneut klar, wie herausfordernd der Dienst in der Ukraine derzeit ist – ein Land im Kriegszustand mit einer traumatisierten Bevölkerung. In diesen Tagen brauchen unsere dortigen Mitarbeiter unsere Nähe und Solidarität.
Jürgen Kießling