Nachdem es mir in den letzten zwei Jahren nicht möglich war, unsere Arbeit in Osteuropa vor Ort zu besuchen, konnte ich in diesem Januar endlich wieder persönlich in die Ukraine reisen.
Hier werden die Päckchen zum Grossteil zu den Familien nach Hause gebracht und nur an manchen Orten Veranstaltungen durchgeführt. So habe ich in den letzten Tagen einige Familien besucht.
Als wir den Kindern aus dem Kinderpatenschaftsprojekt ihre Weihnachtsgeschenke persönlich vorbeibrachten, trafen mich deren Lebensumstände unerwartet hart. Bei meiner Arbeit im deutschen Büro höre und lese ich fast täglich von den Schicksalen der Menschen hier in der Ukraine, aber jetzt sehe ich diese einzelnen Schicksale plötzlich mit meinen eigenen Augen und kann Gewalt, Ohnmacht und Ungerechtigkeit sprichwörtlich mit den Händen greifen: Eltern, die ihre Kinder verlassen und fast jedwede Hilfe verweigern; Ehemänner, die im Rausch ihre Frauen aufs Übelste misshandeln und ihre Kinder psychisch verletzen oder Väter, die aufgrund fehlender Papiere keine Arbeit finden und deshalb ihre Familien nicht ernähren können…
Ich möchte euch von drei Familien berichten.
In der ersten Familie lebt die Mutter mit ihren vier Kindern zusammen in einem Heim für Bedürftige und Abhängige.
Vor der Geburt des vierten Kindes hat der Vater die Familie verlassen. Sie lebten in katastrophalen Lebensumständen und hatten absolut keine Sachen für das neugeborene Kind. Marina, die Betreuerin, hatte sie zu dieser Zeit gerade erst kennengelernt und hat in ihrer Gemeinde eine Sammlung organisiert. Dadurch konnte sie der Mutter Babykleidung, Pampers etc. zur Verfügung stellen. Daraufhin ist die Familie in das Heim gekommen. Dort ist es zumindest warm und sie bekommen Essen. Auf der anderen Seite haben sie dort sehr strikte Regeln, weil dort viele Drogenabhängige leben, die diese Regeln brauchen. Sie müssen viel arbeiten, vor allem auch sonntags in der Küche, sodass sie oft nicht in den Gottesdienst nach Pokrowsk kommen kann.
Vor einem halben Jahr ist der Mann wieder zurückgekommen und wohnt jetzt mit ihnen in dem Heim. Er hatte lange keine Papiere und konnte deshalb nur illegal als Aushilfskraft arbeiten, wo er kaum Geld verdienen konnte. Deshalb konnte er auch die Familie nicht versorgen und ist aus Verzweiflung kurz vor der Geburt verschwunden. Bald bekommt er aber Dokumente, kann dann hoffentlich eine ordentliche Arbeit finden und eine Wohnung für die Familie mieten, denn sie möchten aus dem Heim mit den zahlreichen, strikten Regeln ausziehen.
Teil 2: Bitte hier klicken.
Hier sind zwei Videos von unseren Familienbesuchen, wo die Kinder eure tollen Geschenke auspacken: