Kann man etwas bewirken?

Ich heiße Alexander und arbeite unter anderem als Betreuer von Kirill in der Ostukraine. Ich möchte Euch erzählen, was ich mit ihm erlebte.
Kirill hatte auf beiden Augen den grauen Star. Das bedeutete für den Jungen eine große Einschränkung im Alltag. Nur mit Mühe konnte er sehr große Buchstaben entziffern und seinen Alltag lediglich mit fremder Hilfe bewältigen. Bei schlechten Lichtverhältnissen bekam Kirill schnell Angst, da er sich dadurch nicht mehr zurechtfinden konnte. Ohne Hilfe wäre er in absehbarer Zeit vollständig erblindet. Kirills Vater wollte für ein Jahr die Familie verlassen, um sich bei der Armee zu verpflichten. So wollte er genug Geld verdienen, um seinem Sohn die Operation zu finanzieren.

Kirills Patin erfuhr von seiner gesundheitlichen Lage und entschied sich dafür, Kirill die Operation seiner Augen zu finanzieren. Leider gab es in der Ostukraine kein Krankenhaus, das auch Kinder mit Grauen Star behandeln wollte. Darum wurden wir nach Kiew überwiesen. Doch Mitte März 2020 wurde die Pandemie so schlimm, dass ein Lockdown verhängt wurde. Das ganze Land und auch unsere Bemühungen wurden stillgelegt. Kein Zug fuhr mehr und uns blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Kirills Vater arbeitet in einem Kohlewerk. Dort konnte er aber keine zusätzliche Urlaubstage beantragen, sondern musste sich auf
umständlichem Wege eine Genehmigung für die Fahrt nach Kiew einholen. Ein zweites Problem also, das wir bewältigen mussten.
Im Juni wurde ihm endlich die Reise genehmigt und Kirill konnte sich zusammen mit seinem Vater auf den Weg nach Kiew machen, um Kirill untersuchen zu lassen, ob eine Operation möglich wäre und wie viel sie kosten würde. Als sie wiederkamen überbrachten sie mir eine Hiobsbotschaft: Die Operation überstieg bei weitem das, was wir finanziell mit der Patin stemmen konnten. Also gingen wir auf die Suche nach einem günstigeren Krankenhaus.
Gleichzeitig erfuhr der Hauswart von HTO in der Schweiz zufällig von Kirills Lage und erklärte sich spontan bereit, die andere Hälfte des Betrags zu übernehmen.

Durch dieses Wunder konnte der Operationstermin für das erste Auge festgelegt werden. Leider war es nicht möglich, gleich beide Augen zu operieren. Kirills Vater musste diesmal unbezahlten Urlaub nehmen, um mit seinem Sohn erneut nach Kiew zu fahren. Diesmal begleitete ich die beiden, um sie zu unterstützen und die Operation zu bezahlen. Kirill hatte vor der Operation große Angst, doch er ließ sich auf den Eingriff ein. Dieser dauerte 40 Minuten und als Kirill wieder zu sich kam war seine Angst vergessen, denn er konnte auf dem operierten Auge wieder sehen!
Bevor wir die zweite Operation planen konnten, kam der nächste Lockdown dazwischen. Als Reisen endlich wieder möglich war, bekamen wir die nächste Hiobsbotschaft: Kirill hatte eine Infektion. In diesem Zustand konnte er nicht operiert werden. Es blieben uns zwei Möglichkeiten: Die Operation zu verschieben, oder Kirill zu pflegen und zu beten, dass sich sein Zustand bis zur Operation verbesserte. Da alle Tickets nach Kiew schon bezahlt waren, entschieden wir uns für die zweite Variante. Und die Untersuchungen zeigten: Der Eingriff konnte gemacht werden! Welche Freude!
Jetzt sieht Kirill mit beiden Augen gut. Sein Sehvermögen verbessert sich kontinuierlich, er geht zur Schule und seine Lebensqualität hat sich deutlich zugenommen. Das wäre ohne die Unterstützung der engagierten Spender nicht möglich gewesen und ich bedanke mich dafür ganz herzlich!

Ich hoffe, dass dieses Erlebnis der Liebe Gottes und der Liebe der Geschwister im Glauben einen positiven Einfluss auf Kirills geistliches Leben und das seiner Familie haben wird und sie sich alle eines Tages mit Gott versöhnen werden.

Alexander Larchenko

Zeitschrift 2021 Nr.4

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